Die Oberligaherren des MTV 1860 Altlandsberg bekleckern sich beim VfL Tegel nicht mit Ruhm, können sich aber am Ende gegen die engagierten Hausherren mit 28:25 (13:14) durchsetzen.

Es ist eine zähe Angelegenheit, die der MTV seinen Fans in der Tegeler Sporthalle an der Berliner Hatzfeldtalle vorsetzt. Wenn überhaupt jemand dem Namen der Hallenadresse Reminiszenz erweist, dann sind es die Tegeler, die mit dem fulminanten 31:20 Sieg gegen den amtierenden Oberligameister Lausitzer HC Cottbus im Rücken deutlich befreiter und selbstbewusster auftreten als zu Saisonbeginn in der Altlandsberger Erlengrundhalle. An den damaligen 33:17-Erfolg des MTV erinnerte im Rückspiel jedenfalls gar nichts.

Erste Halbzeit: Der MTV geht mit 3:1 in Führung (8. Minute), der VfL gleicht aus (10. Minute). Der MTV geht mit 6:4 in Führung (15. Minute), der VfL gleicht aus (15. Minute). Der MTV geht mit 10:7 in Führung (21. Minute), der VfL gleicht aus (24.Minute). Das 12:12 (28. Minute) erzielen die Gastgeber sogar in doppelter Unterzahl und werden ganz am Ende des ersten Durchgangs für ihr unbeeindrucktes Dagegenhalten mit der eigenen 14:13 Pausenführung belohnt.

So merkwürdig es klingen mag: Der MTV hat die Partie unterm Strich dominiert und dabei gleichzeitig das Kunststück vollbracht, sie zu keinem Zeitpunkt wirklich in den Griff zu bekommen. Ungleich prosaischer fiel der Halbzeitkommentar des Altlandsberger Übungsleiters aus: „Wir lassen gefühlt für jeden Treffer, den wir machen, zwei Großchancen mutwillig liegen. Und auch wenn unsere Abwehr heute der deutlich effektivere Mannschaftsteil war, haben wir es zugelassen, dass die Tegeler letztlich mit zwei Angriffsvarianten sehr erfolgreich waren. Und wenn man Erfolg hat, weshalb sollte man an dem Prinzip was ändern? Wenn es einfach ist, umso besser.“

Wobei „einfach“ das Stichwort des Tages zu sein schien. Auch die MTV-Akteure entwickelten immer dann Druck und Durchschlagskraft, wenn sie es schnell und vor allem einfach machten. Tempogegenstöße, Angriffe mit drei, höchstens vier Stationen waren in der Regel von Erfolg gekrönt. Komplizierte, verwirrende Varianten schienen hingegen regelmäßig eher die Altlandsberger selbst zu irritieren, denn die Gegner.

Im zweiten Durchgang wurde jedenfalls wenig besser. Bis zur 50. Minute  (22:22) diffundierte das Ergebnis weiter um das jeweils nächste Unentschieden. Die Partie blieb eine mühselige und kaum werbewirksame Veranstaltung. Wenigstens bekam der MTV mit der Abwehrumstellung auf 5-1 die lästigen Unterhandtreffer des VfL über die Mitte leidlich unter Kontrolle.

Aber während sich die Fanlager beider Teams auf der Tribüne – deren Bauweise es übrigens unmöglich macht, die Aktionen an der einen Außenlinie in Augenschein zu nehmen – bereits darauf einrichteten, dass die Klärung der Frage Sieg oder Niederlage eine Sache des Zufalls werden würde, schlich sich in der Crunch-Time die Wende in die Partie. Und das zugunsten der Altlandsberger. Nein, die wurden nicht wirklich besser. Auch in der zweiten Hälfte dominierten sie die Begegnung, ohne aus dieser Dominanz wirklich Kapital schlagen zu können. Auch wurden die Tegeler nicht wirklich schlechter. Sie wurden nur müder. In den letzten zehn Minuten mussten sie ihrem sehr aufwendigen Spiel Tribut zollen.

Die Konsequenz: Erstmals konnte der MTV nicht nur in Führung gehen, sondern diese Führung auch halten und ausbauen. Kein Zufall war, dass Josip Perkovic, Marco Leupert, Ridha Trabelsi und Florian Riegler die maßgeblichen Akteure (und Torschützen) dieser entscheidenden Phase waren. Sie ragten heute bereits zuvor über das matte Grau ihres Teams hinaus. Josip Perkovic machte sogar seine bisher beste Partie im Altlandsberger Trikot. Nicht nur wegen seiner drei Tore (eine Premiere), sondern auch weil er gemeinsam mit Stefan Kurth einen sehr effektiven Innenblock bildete. Und es waren insbesondere Florian Rieglers machtvolle Treffer, die den MTV über weite Strecken der zweiten 30 Minuten im Geschäft hielten.

MTV-Coach Tilo Leibrichs lakonischer Kommentar nach Abpfiff des Geschehens: „Eines jener Spiele, von denen am Ende allein die Erinnerung bleibt, dass wir es gewonnen haben. Und letztlich ist es genau das, was darüber entscheidet, ob man in der Schlussabrechnung in den oberen Gefilden der Tabelle steht oder eben nicht. Man muss auch solche durch und durch verkorksten Begegnungen gewinnen, wenn man vorne mit dabei sein will. Wie, interessiert am Ende niemanden mehr.“

Die (noch nicht bereinigte) Tabelle gibt dem Altlandsberger Trainer Recht. Seine Mannschaft schließt den Spieltag auf dem Bronze-Rang ab. Ein besseres Ergebnis hätte es auch bei einem überragenden Sieg nicht gegeben – selbst wenn der womöglich mehr Spaß gemacht hätte. Den müssen sich die MTV-Herren nun für ihren ersten Auftritt in der heimischen Erlengrundhalle am nächsten Samstag aufheben. Der Gegner: Die die Tabelle anführenden Füchse aus Berlin.

 

MTV:

Philipp Pohl (Tor), Emmanuel Frimpong (Tor), Nico Cornelius 3, Friedrich Hanschel, Stefan Kurth 1, Marco Leupert 5, Josip Perkovic 3, Florian Riegler 6, Ridha Trabelsi 5, Christian Untermann, Dominic Witkowski 5/3.

 

 

 

 

 

 

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