Gegen den HSV Insel Usedom kann man schon mal verlieren. Und genau das haben die Oberliga-Herren des MTV 1860 Altlandsberg denn am ersten Spieltag der neuen Saison auch gemacht. Für die Statistik-Fans: mit 24:28 (13:15).
Nun ist es ja so, dass der geneigte Handball-Fan, gern auch in der weiblichen Inkarnation, so gegen Ende der Saison einen Blick auf die Tabelle wirft und feststellt: Schau an, der aktuelle Meister hat auch so zwischen vier und zehn Nasse auf dem Konto (der zwote Anzug der Füchse brachte es in der vergangenen Spielzeit beispielsweise auf fünf). Wo der Meister auf dem Wege die Pünktchen liegen hat lassen? Das weiß in der Regel niemand mehr so ganz genau. Weil es nämlich, retrospektiv betrachtet, in etwa so bedeutsam ist wie der berüchtigte Sack Reis in China.
Lohnt es da, sozusagen in der Vorschau, viel Aufhebens über eine Altlandsberger Niederlage zu machen, die, retrospektiv betrachtet, kaum mehr als eine Fußnote der Serie 2018/19 sein dürfte? Die Antwort liegt, wie alle Antworten auf rhetorische Fragen, auf der Hand. Mit dementsprechender Nonchalance begegnen die MTV-Verantwortlichen der Auftaktschlappe beim HSV Insel Usedom: Ja, gewinnen wäre schöner gewesen, aber, hey, wer am Ende ohne Niederlage sein wird, werfe den ersten Stein.
Zumal der Spielverlauf, im Detail betrachtet, durchaus schon viel Schönes hatte. Die Gäste gingen fern der Heimat beispielsweise neun Mal selbst in Führung. Auch den 13:15 Rückstand zur Pause holten die Schützlinge von MTV-Coach Tilo Leibrich wieder auf. Es dauerte zwar ein bisschen, aber in der 37. Minute erzielte Philipp Gohl das 17:17. In der 44. Minute brachte Toni Schäl die Grün-Weißen mit 20:19 wieder in Front. Eine Führung, die bis zum 22:21 durch Christian Untermann in der 48. Minute Bestand haben sollte.
Zur Wahrheit der Partie gehört aber auch, dass die Insulaner den MTV kein einziges Mal das tun ließen, was im Sportreporterdeutsch „davonziehen“ genannt wird. Dafür taten sie es in den letzten sechs Spielminuten selbst. Zumindest ein bisschen. In jedem Fall aber ausreichend, um die Platte als gefeierte Heimsieger verlassen zu können. Nach dem Altlandsberger 23:23 in Minute 54 steht es keine 120 Sekunden später 25:23 für die Gastgeber. Vier Minuten vor Schluss markierte Fabian Plaul zwar noch den 24:25 Anschlusstreffer, danach markierten er und die seinen aber nichts mehr.
Usedom hingegen schon. Den allerletzten Treffer brachten sie sogar in Unterzahl im Altlandsberger Kasten unter. Weshalb zu hoffen ist, dass die MTV-Mannen wenigstens unter sich sehr genau unter die Lupe nehmen, was hier am Ende geschehen ist. Und vor allem, wie es geschehen konnte. Denn die Niederlage mit vier Toren Rückstand (die den 1860ern in der Eröffnungstabelle ganz nebenbei den vorletzten Rang einbringt) spiegelt Spielverlauf und Vermögen nur höchst irreführend wider. Am Verlust der ersten zwei Punkte ändert das freilich nichts.
Fazit: die MTV-Oberligaherren haben einen veritablen Fehlstart hingelegt, den sie ganz sich selbst zu verdanken haben. Wie sagt der Volksmund in solcherlei Lagen? Mund abputzen, weiter machen. Gelegenheit dazu gibt es bereits am kommenden Samstag, wenn der Bad Doberaner SV 90 in der Erlengrundhalle zu Gast sein wird und sich die Hausherren erstmals zu Hause ihren Fans präsentieren werden.
MTV:
Philipp Pohl (Tor), Emmanuel Frimpong (Tor), Phillip Gohl 3, Dominique Henschel 3, Stefan Kurth, Marco Leupert 4/4, Josip Perkovic, Fabian Plaul 3, Florian Riegler 2, Toni Schäl 3, Arian Thümmler 2, Ridha Trabelsi 1, Christian Untermann 1, Dominic Witkowski 2.