Die Drittliga-Damen des MTV 1860 Altlandsberg sind nach wie vor die Drittliga-Damen des MTV 1860 Altlandsberg. Die Mannschaft aber hat ihr Gesicht nachhaltig verändert. Einige Namen werden die Fans nicht mehr finden. Tülay Bayram, Elya García Cañabate, Bernadet Mudri, Martyna Rupp, Yania Silva Alfonso, Vanja Smiljanic, Manon Vernay, Tina Stehlik, Lucyna Trzczak und Melanie Wüstner gehören nicht mehr zum Team. Zahlreiche neue Namen sind hinzugekommen. In den nächsten Tagen und Wochen wollen wir das neue Team – rechtzeitig vor Saisonstart – hier vorstellen. Und den Anfang machen wir mit einer Frau, die nicht auf, sondern neben der Platte agieren wird.
Josefine Wenzel? Der Klang dieses Namens dürfte bei den Fans des Damenhandballs in der Region nach wie vor nachhallen. Zwischen 2010 und 2015 lief sie in den Farben des Berliner TSC zu Hochform auf, davor drei Jahre für die Füchse. Angesichts dieser Historie darauf angesprochen, ob sie sicher sei, dass sie künftig nur auf der Bank sitzen wolle, winkt der Blondschopf nur lachend ab: „Unter meinen Freunden und Bekannten laufen längst Wetten, wie lange es dauern wird, ehe ich es nicht mehr aushalte. Aber“, fügt sie hinzu, „die werde ich alle gewinnen.“
Der Mannschaftsverantwortliche Björn Jürgens (irgendwie auch ein Neuzugang) sieht das deutlich pragmatischer: „Sicherheitshalber haben wir auch ein Trikot in Josefines Größe geordert. Sie soll zumindest hinterher nicht sagen können, es sei an den Requisiten gescheitert.“ Worauf er gewettet hat, wollte er allerdings für sich behalten. Tatsächlich hat es Josefine Wenzel maßgeblich selbst in der Hand, ob der Tag kommen wird, an dem sie sich entnervt die Trainingsjacke vom Leib reißt, um die Dinge auf der Platte selbst in die Hände zu nehmen oder eben nicht. Als künftige rechte Hand von MTV-Coach Sebastian Grenz werden Auftreten und Leistungen der MTV-Damen auch von ihrer Arbeit abhängen.
MTV-Team-Manager Wolfram Eschenbach ist bereits nach den ersten Trainingseinheiten sicher, mit dem Engagement Josefine Wenzels alles richtig gemacht zu haben: „Josefine war und ist nicht nur eine exzellente Handballerin, wovon gerade unsere jüngeren Spielerinnen profitieren werden, sie hat als junge Frau natürlicher Weise auch einen ganz anderen Zugang zu den Mädels.“ Was aber kaum als Rundum-Wohlfühl-Betreuung missverstanden werden darf. „Ich sehe es als meine Aufgabe an, gemeinsam mit dem Trainer alles, aber auch wirklich alles aus dem Team heraus zu holen, um die Mannschaft kurzfristig wieder sicher in der 3. Liga zu etablieren.“
Besser prädestiniert für diesen Herkules-Job als die 32-jährige könnte wohl kaum jemand sein. Von Beruf Grundschullehrerin bringt sie das nötige pädagogische Rüstzeug mit, das ohne Zweifel nötig sein wird, um die vollkommen neu zusammengesetzte und formierte Truppe wieder zu ihrem Charakter und, ja, zu ihrer Seele finden zu lassen. Und in ihrer 22-jährigen Erfahrung als Handballerin dürfte Josefine Wenzel so ziemlich alles erlebt haben, was diese so variantenreiche Sportart so zu bieten hat, um ihrem neuen Team in jeder denkbaren Situation mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Als positive Folge einer Schul-AG beim Handball hängen geblieben, streifte sie sich im zarten Alter von acht Jahren mit dem Prenzlauer Jersey erstmals ein Vereins-Trikot über. Ihr Weg führte sie dann über Neubrandenburg (2000) und Potsdam (2005) wie gesagt zu den Berliner Füchsen (2007) und schließlich zum Berliner TSC (2010 bis 2015). „Natürlich war nicht alles toll“, erinnert sich die Vollblutsportlerin. „Aber am Ende bleibt sowieso nur das Schöne hängen.“ Und das Schönste? „Am schönsten waren die drei Spielzeiten in der 2. Liga Nord mit Neubrandenburg zwischen 2002 und 2005. Und dann natürlich der Aufstieg in die 2. Liga mit den Füchsen 2009, um in der Folgesaison gleich ganz oben mitzuspielen.“
Bereits in jenen Jahren hatte Josefine Wenzel die MTV-Damen stets auf dem Radar. Mal spielte sie mit den Altlandsbergerinnen in derselben, mal eine Liga drüber oder drunter. Ein Konkurrenzverhältnis, das sich mit ihrem Wechsel zum Berliner TSC noch intensivieren sollte. „Ich will ganz ehrlich sein“, gesteht Altlandsbergs neue Co-Trainerin mit einem Schmunzeln um die Mundwinkel, „hätte mir jemand damals prophezeit, dass ich mal beim MTV auf der Bank sitzen würde…“, und lässt den Satz ahnungsvoll in der Luft hängen..
Aber natürlich hat die 1,81m große Ex-Spielerin auch nach ihrem Karriereende pünktlich zum 30. Geburtstag den Handball in Berlin und Brandenburg nicht aus den Augen verloren, blieb auf der Suche nach einer neuen, nach der richtigen Herausforderung. Dass die nicht mehr auf der Platte liegen konnte, war Josefine Wenzel klar, „da ich als Aktive eigentlich alles erreicht habe, was ich mir gewünscht und erträumt hatte. Dass es der MTV wurde, liegt zu einem guten Teil an der Aussicht, diese Traditionsmannschaft „an der Seite von Sebastian Grenz wieder nach oben zu führen.“
Was MTV-Team-Manager Wolfram Eschenbach lakonisch auf den Punkt bringt: „Na, da hat sich die Weiterverpflichtung von Basti schon gleich mal gelohnt.“