Für das erste Heimspiel des Jahres 2018 am kommenden Samstag ist der Begriff Spitzenspiel erfunden worden. Der beste Berliner Verein der Oberliga Ostsee-Spree zu Gast beim besten Brandenburger Verein der Oberliga Ostsee-Spree. Die Zweite Mannschaft der Füchse Berlin zu Gast beim MTV 1860 Altlandsberg (Anwurf: 17:00 Uhr).
Zwölf Siege, ein Unentschieden gegen den HSV Insel Usedom als bisher „schlechtestes“ Resultat – die Füchse ziehen einsam ihre Kreise an der Spitze der Oberligatabelle. Obwohl der Stralsunder HV eine Partie mehr auf dem Konto hat, trennen bereits drei Punkte den Zweitplatzierten vom Spitzenreiter (und den vier vom Drittplatzierten MTV 1860 Altlandsberg). Füchse-Coach Christian Caillat und seine Schützlinge scheinen die Vorgabe ihres obersten Chefs Bob Hanning (keine sechsten Plätze in der Vierten Liga mehr), mit einer bisher beinahe perfekten Saison beantworten zu wollen.
Aufmerksamen Lesern wird aufgefallen sein, dass die Füchse II auch ihre Hinrundenbegegnung gegen den MTV für sich entschieden haben. Aber verglichen etwa mit der Pleite des Lausitzer HC Cottbus, immerhin amtierender Oberligameister, mit 23:24, kann sich das Altlandsberger Ergebnis, erzielt Mitte September 2017, mehr als sehen lassen. Sieht man einmal von Usedoms 29:29 Unentschieden und Stralsunds 25:26 Heimniederlage ab, ist das Altlandsberger 24:27 der zweitknappste Füchse-Sieg der Saison und mit Abstand der knappste Heimerfolg der Meisterschaftsfavoriten der Saison 2017/18.
„An diese Begegnung denke ich heute noch so gerne zurück, wie ich mich manchmal immer noch über sie ärgere“, gibt MTV-Coach Tilo Leibrich unumwunden zu. „Wir waren mit einer 4:1 Führung in die Partie gestartet und haben nach einigen Führungswechseln auf dem Weg die erste Halbzeit mit einer knappen aber verdienten 12:11 Führung beendet. Hätten wir uns nicht in der Mitte des zweiten Durchgangs diesen blöden Durchhänger genehmigt…“, lässt der Altlandsberger Übungsleiter seinen Satz unbeendet, als Einladung an alle, ihn selbst zu vollenden.
Die weitere Reise des MTV durch die Oberliga Ostsee-Spree 2017/18 verlief dann aber nicht ganz so unbefleckt wie die der Füchse. Obwohl die Grün-Weißen auf Rang drei der Tabelle rangieren, haben sie fünf ihrer bisher 14 Partien verloren. „Keine Frage“, räumt Tilo Leibrich ein, „wir haben zu viele Spiele selbstverschuldet abgegeben. Wir haben es über die ganze bisherige Saison wie über die jeweiligen 60 Minuten zu oft nicht geschafft, die notwendige Leistungskonstanz an den Tag zu legen, die etwa die Füchse II auszeichnet und dazu geführt hat, dass sie nicht nur vollkommen zu Recht die Tabellenführer sind, sondern auch sieben Punkte Vorsprung vor uns, obwohl sie ein Spiel weniger absolviert haben.“
Ob die Altlandsberger Equipe auf der Suche nach ihrer Konstanz auf höchster Ebene fündig geworden ist? Beim ersten Spiel der Rückrunde (28:25 gegen den Tabellenvorletzten VfL Tegel) haben sie sich jedenfalls das Leben selbst unnötig schwer gemacht. Momente klarer Überlegenheit, wechselten regelmäßig mit Phasen leichtfertiger Ball- und Gegnerbehandlung ab. Sicher, die zwei Punkte aus Tegel wurden wie geplant nach Hause gebracht. Aber das Rückspiel hatte nur wenig mit dem rauschenden 33:17 aus der Hinrunde zu tun.
„Die Mannschaft weiß, dass sie ganz grundsätzlich und ganz bestimmt gegen die Füchse mehrere Schippen wird drauflegen müssen“, erläutert Tilo Leibrich. „Es ist ja auch nicht so, als trügen wir diese Fähigkeit zur Leistungssteigerung nicht in uns. Ich bin mir sicher, dass die Jungs angesichts des Heimspiels gegen die Tabellenführer das Letzte aus sich herausholen und von der ersten bis zur letzten Minute kämpfen werden, um sich selbst, vor allem aber ihre Fans am Ende vielleicht mit einer Sensation beschenken zu können.“
Mit anderen Worten: Alle Vorzeichen weisen auf eine ganz bestimmt spannende, wenn nicht dramatische Partie am Erlengrund. Wer sich auch nur ansatzweise für leistungsorientierten Herrenhandball in der Metropolenregion Berlin-Brandenburg interessiert, weiß bereits jetzt, wo er oder sie den kommenden Samstagabend verbringen wird.