Die MTV-Damen sind wieder die amtierenden HVB-Pokalsiegerinnen. Sie haben die Oberligistinnen des HV Grün-Weiß Werder mit 25:23 (13:13) geschlagen. Und weil Handball ein Ergebnissport ist, zählt am Ende nur das.
Beschönigung ist nicht möglich. Die beherzt auftretende Vertretung aus Werder hatte die eine Spielklasse über ihr agierende Altlandsberger Truppe am Rande einer Niederlage. Noch drei Minuten vor Schluss stand es im HVB-Pokalendspiel in der Potsdamer MBS-Arena 23:23 unentschieden. Eigentlich kann es keinen ungünstigeren Zeitpunkt geben, einen Sieben-Meter zu vergeigen, der MTV tut aber genau das (noch dazu insgesamt zum dritten Mal in dieser Partie). Die Spannung in der Halle ist mit Händen zu greifen. Eine Sensation liegt in der Luft.
Vergessen, der kompromisslose Kantersieg von 54:17 im Halbfinale gegen den VfB Doberlug-Kirchhain vom Vortag. Vergessen, der furiose Auftakt der Partie gegen Werder, als es viereinhalb Minuten nach Anpfiff bereits 5:1 für Altlandsberg gestanden hatte und viele in der Arena – je nach Fanlagerzugehörigkeit – eine Wiederholung des Halbfinalspielverlaufs erhofften oder befürchteten. Nach 22 Minuten glich die „Grüne Gang“ zum 9:9 aus. In der 26. Minute übernahmen die Werderanerinnen zum ersten Mal selbst die Führung (11:10), die sie zwischenzeitlich auf drei Tore ausbauen konnten (18:15 in der 41. Spielminute).
Mindestens 40 Minuten lang konnte man den Eindruck gewinnen, die Begegnung hört auf den Namen MTV 1860 Altlandsberg gegen Sandra Schmidt. Sandra Schmidt hütet in Werder das Tor – und wie sie das an diesem Finalsonntag tat, brachte die MTV-Schützinnen ein ums andere Mal zur Verzweiflung. Ob Sieben-Meter, Würfe von den Außenbahnen, aus der zweiten Reihe, Tempogegenstöße, beinahe alles endete an Armen, Beinen oder Körper der Torhüterin, die wahrlich einen Sahnetag erwischt hatte. Kopfhöhe abwärts gab es praktisch keinen Altlandsberger Wurf, der die Werder´sche Torlinie überquerte. Dass Sandra Schmidt zur Torhüterin der Partie gewählt wurde, bedarf eigentlich keiner weiteren Begründung.
Und weil Misserfolg im Angriff selten zu Stabilität in der Abwehr führt, brachten sich die MTV-Damen gegen zunehmend in Schwierigkeiten. Auch weil, angeregt durch die Leistung Sandra Schmidts, nun auch deren Mannschaftskameradinnen zu zaubern begannen. Vielleicht muss man es am Ende den Grün-Weißen aus Altlandsberg hoch anrechnen, dass sie in dieser Atmosphäre, in der die Halle natürlich mehrheitlich hinter der niederklassiger spielenden Mannschaft steht und die so nah geglaubte Chance des Pokalsieges wie das sprichwörtliche Eis in der Sonne dahinschmolz, letztlich doch nicht untergingen, sondern sich ganz am Ende den Titel doch noch erkämpften. Wobei „ganz am Ende“ ganz wörtlich zu nehmen ist. Tor Nummer 24 und 25 des MTV fielen beide binnen der letzten 60 Sekunden. Den Weg dahin ebnete aber ganz maßgeblich Josephine Dähne, die, auch hier wenig überraschend, von der Turnierleitung als beste Spielerin der Partie geehrt wurde.
Die Trauer bei den Werderanerinnen war nachvollziehbar groß, die Freude bei den Altlandsbergerinnen riesig. Der MTV löst damit den Frankfurter HC als amtierenden HVB-Pokalsieger der Damen ab und qualifiziert sich damit zugleich für die Teilnahme am DHB-Pokal in der Saison 2019/20. Besonders bemerkenswert: nach 2002, 2005, 2013, 2015 und 2016 gelingt das den MTV-Damen zum nunmehr sechsten Mal in der Geschichte des Handballverbandes Brandenburg – so oft wie bisher keiner anderen Mannschaft.
MTV:
Freya Wagner (Tor), Karolina Czyz (Tor), Josephine Dähne 8, Annika Fleck, Ann-Catrin Höbbel 7/2, Josephin Keßler 1, Sophia Mattisseck 1, Christine Miniers 3, Julia Raddatz, Marlene Steffen, Anne Weier, Beatrice Zacharias 5.