Am 2. Februar 2019 feiern die Drittligadamen des MTV 1860 Altlandsberg ihren sage und schreibe ersten Heimsieg in der Saison 2018/19 – und was für einen. Nach fulminanten ersten 30 Minuten (18:9 für den MTV!) schickten die Grün-Weißen die Vertretung des direkten Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg TSG Wismar mit 30:17 nach Hause.
Bereits in der Hinrunde dieser für den MTV so schwierigen Saison gehörte Wismar zu den wenigen Teams die, noch dazu in deren eigener Halle, geschlagen werden konnten. Dass der Altlandsberger Auswärtssieg seinerzeit „etwas glücklich“ gewesen war, hatte MTV-Coach Sebastian Grenz unumwunden zugegeben und nun allen Grund sich bei seinem Wismarer Kollegen Christian Lander zu bedanken.
Der hatte die Grün-Weißen nämlich per Ostseezeitung wissen lassen, dass sie von den letzten sieben Spielen gegeneinander nur dieses eine, letzte gewinnen konnten. Dem gegenüber stünden zwei Remis und vier TSG-Erfolge. „Ob diese Statistik stimmt oder nicht, weiß ich nicht, habe es aber auch nicht nachgeprüft“, schmunzelt Sebastian Grenz nach Abschluss der Partie von einem Ohr zum anderen. „Denn nach diesem Spruch musste ich auf die Motivation meiner Truppe keine Energie mehr verschwenden. Sie waren es bis in die sprichwörtlichen Haarspitzen.“
Was auch auf dem Feld überdeutlich zu spüren und zu sehen war. Von einem wenigstens in Ansätzen spannenden Match im Kampf gegen den Abstieg konnte allenfalls bis zur 13. Minute die Rede sein, als es aus Wismarer Sicht „nur“ 5:6 für den MTV stand. Vier Spielminuten darauf war daraus aber bereits eine Altlandsberger 10:5 Führung geworden und das Spiel den Mädels aus Wismar eigentlich bereits entglitten. Als nach 30 aus MTV-Sicht berauschenden Minuten beim Stand von 18:9 die Seiten gewechselt wurden, hatte sich die Angelegenheit aus Wismarer Sicht bereits erledigt.
Die Hoffnung der TSG-Fans auf ein Aufbäumen ihres Teams wurde früh enttäuscht. Nach gerade drei Minuten und 18 Sekunden hatten die Schützlinge Sebastian Grenz den Zwischenstand bereits auf 22:10 hochgeschraubt. Als dann weitere dreieinhalb Minuten später die Partie für Wismars Spielmacherin Stefanie Laas dank dreier Zwei-Minuten-Strafen vorzeitig beendet war, einigten sich alle Beteiligten in der Folge auf eine Art Kaum-Angriffs-Pakt. Die Altlandsbergerinnen taten fortan nicht mehr als nötig, gestatteten den Wismarerinnen sogar ein wenig Ergebniskosmetik und steckten auch die Unparteiischen an, dem einen oder anderen technischen Fehler auf beiden Seiten nicht mehr über Gebühr Beachtung zu schenken.
Der heimische Jubel über den zu keinem Zeitpunkt gefährdeten 30:17 Erfolg war selbstredend ohrenbetäubend. Denn hier wurde nicht nur der bisher höchste Heimsieg der Saison gefeiert, es handelt sich tatsächlich zugleich um den allerersten Heimsieg der Grün-Weißen überhaupt. „Natürlich könnte man jetzt bemängeln“, sinnierte Altlandsbergs Übungsleiter, „dass die Konzentration nicht über 60 Minuten hochgehalten werden konnte. Aber das ist gar nicht so einfach, wenn man auf der einen Seite so drückend überlegen ist, wie wir es heute waren, und die TSG im Grunde jede nennenswerte Gegenwehr aufgibt. So gesehen bin ich mit der Entscheidung meiner Mädels einverstanden, sich für das kommende, sicher anspruchsvollere Spiel in Hannover zu schonen.“
Währenddessen fragen sich die Altlandsberger Fans immer lauter, wie es zu dieser desaströsen Hinrunde hatte kommen können, die die MTV-Damen wieder in den Abstiegskampf katapultiert hat. Torhüterin Jennifer Höft hält mal wieder herausragend, Nachwuchstalent zwischen den Pfosten Freya Wagner steht ihr in nichts nach. Ann-Catrin Höbbel trifft aus beinahe allen Lagen und wenn mal nicht, tut es Josephine Dähne. Flügelflitzerin Beatrice Zacharias macht einmal mehr ein fast tadelloses Spiel, an dem allenfalls der großzügige Umgang aller mit Großchancen zu tadeln wäre. Die wiederum verwandelt Anne Weier, die ihre mit Abstand beste Saisonleistung auf die Platte zaubert.
„Wenn etwas noch schöner ist als der hohe Heimsieg gegen diesen gefährlichen Tabellennachbarn, dann ist es die souveräne, beinahe schon spielerische Art und Weise, in der er erfochten wurde“, zieht Trainer Sebastian Grenz den Schlussstrich unter einen wunderschönen Altlandsberger Handballabend. Und weil der durch den 27:25 Auswärtssieg der MTV-Oberligaherren in Neubrandenburg aufs Feinste abgerundet wird, ist den MTV-Fans auf dem Weg nach Hause der bitteren Februarkälte zum Trotz nur noch warm ums Herz.
MTV:
Jennifer Höft (Tor), Freya Wagner (Tor), Josephine Dähne 6, Annika Fleck, Ann-Catrin Höbbel 10/6, Josephin Keßler 1, Sophia Mattisseck 2, Christine Miniers 2, Viktoria Varkonyi, Anne Weier 4, Beatrice Zacharias 5.
Foto: Evi Sellert