Am kommenden Samstag (Anwurf: 19:30 Uhr) steht wieder das sehnlichst erwartete Brandenburg-Derby zwischen dem MTV und dem FHC auf der Tagesordnung. Derbys zwischen unseren Drittligadamen und den Vertreterinnen des Frankfurter HC haben es so oder so in sich, stets auch unabhängig vom jeweiligen Tabellenstand. Das heutige steht aber zusätzlich unter besonders dramatischen Vorzeichen – und das für beide, wenn auch mit jeweils deutlich unterschiedlichem Wohlfühlgrad.
Nachdem die beiden bisherigen entscheidenden Partien gegen Schwerin (22:30 Niederlage) und letzte Woche gegen Wattenbek (29:29 Unentschieden) aus Sicht des MTV nicht gewonnen werden konnten und die Begegnungen gegen die Spitzenteams der Liga (O-K-T und Harrislee) zwar sehr ansehnlich geführt wurden, aber keine Bonuspunkte dabei heraussprangen, ist die Lage der Grün-Weißen sehr, sehr ernst und bedrohlich. Auch wenn niemand dorthin zurück wollte, erinnert alles doch arg an das Ende der Saison 2014/15. Immerhin ging die Sache damals in der Relegation noch gut aus.
Momentan setzen MTV-Coach Sebastian Grenz und seine Schützlinge jedoch noch alles daran, eine abermalige Relegation zu vermeiden. Zu den Gewissheiten der Saison zählt aber bereits jetzt, dass sie das aus eigener Kraft nicht mehr können. Fährt Wattenbek aus den verbleibenden vier Partien mindestens ebenso viele Punkte ein wie der MTV, gehört der neunte und damit letzte Nichtabstiegsplatz den wackeren Aufsteigerinnen aus dem hohen Norden. Und als wären die Nerven aller Beteiligten nicht sowieso schon bis zum Reißen gespannt, entscheidet sich die Frage wer neunter wird, frühestens am vorletzten, wahrscheinlich sogar erst am allerletzten Spieltag.
Umso wichtiger für die Altlandsbergerinnen ihre Fernduellkonkurrentinnen frühzeitig unter Druck zu setzen. Denn Wattenbek muss am Sonntag nach Buxtehude, wird das Altlandsberger Ergebnis also bei Spielbeginn kennen. Man tritt den „Peitschen“, wie sich die Wattenbeker Mädels selbst nennen, bestimmt nicht zu nahe, wenn man nicht notwendiger Weise von einem Auswärtserfolg bei der Bundesligareserve des SV Buxtehude ausgeht. Das heißt aber auch: Die MTV-Damen müssen am Samstag zwingend gegen ihre Kolleginnen vom FHC gewinnen. Das Hinspiel in Frankfurt ging mit 24:23 zwar nur sehr knapp an die Oderstädterinnen, aber drei Minuten vor Schluss hatte es noch 24:19 für den FHC gestanden, ehe ein Sturmlauf besonderer Art von Martyna Rupp, Ann-Catrin Höbbel, Josephine Dähne und Lucyna Trzczak für den schmeichelhafteren Endstand sorgte.
Auf diese vier Altlandsberger Akteurinnen wird es auch am Samstagabend in besonderer Weise ankommen, will man der Frankfurter Equipe, die eine ihrer besten Drittligasaisons überhaupt spielt, Paroli bieten. „Was aber nicht heißt“, betont der Altlandsberger Übungsleiter, „dass sich die weiteren Team-Mitglieder ausruhen könnten. Ich erwarte von jeder meiner Spielerinnen, dass sie sich sechs Beine ausreißen wird, damit wir mit Kampf und Können diese so wichtigen zwei Punkte zu Hause behalten. Dass das alles andere als einfach wird, muss uns niemand sagen. Dass es unmöglich wäre, aber auch nicht.“
So dramatisch also die Begegnung für den MTV im Kampf gegen den Abstieg ist, so dramatisch ist die Begegnung für den FHC im Kampf um den Platz an der Sonne. Denn dessen aktueller fünfter Tabellenrang kann bei nur oberflächlicher Betrachtung leicht darüber hinwegtäuschen, dass die Frankfurterinnen nur ganze zwei Punkte von Tabellenplatz 1, Meisterschaft und Aufstieg trennen. Letzterer ist schließlich, zumindest mittelfristig, das erklärte Ziel von Frankfurts Trainerin Daniela Filip.
„Wer also vielleicht im Stillen damit gerechnet haben sollte, dass der FHC hier etwas zu verschenken haben könnte“, mahnt Sebastian Grenz, „kann sich von derlei unsportlichen Gedanken gleich verabschieden. Es treffen zwei Mannschaften aufeinander, die beide gewinnen wollen und gewinnen müssen und alles daran setzen werden, ihr Ziel zu erreichen. Die Fans beider Lager können sich jedenfalls wieder auf ein packendes Derby freuen, bei dem allerdings der Derbycharakter ausnahmsweise das Sahnehäubchen oben drauf ist.“
Da trifft es sich doch überaus gut, dass die hoffentlich zahlreich erschienenen Fans der Grün-Weißen noch vor Anpfiff der Begegnung, Grund zum Jubeln und Feiern geboten bekommen werden. Der Handballverband Brandenburg wird nämlich die weibliche A-Jugend des MTV 1860 Altlandsberg auszeichnen, Die sind – nur für den wirklich äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass es jemand noch nicht mitbekommen haben sollte – mit ihrem 24:22 Auswärtssieg gegen den Oranienburger HC am allerletzten Spieltag in einem wahren Wimpernschlagfinale mit einem Punkt Vorsprung vor den lange in der Tabelle führenden Mädels des SV Lok Rangsdorf Landesmeisterinnen der Saison 2017/18 geworden.
Wenn das kein gutes Omen ist…
Foto: Edgar Nemschok