Heute um 17:00 führt der Spielplan die Oberligaherren des MTV 1860 Altlandsberg zum Berlin-Brandenburg-Derby nach Tegel gegen die Auswahl des VfL und haben sich im Vorfeld jegliche voreilige Siegesgewissheit verbeten.
Den Tiefpunkt beim gestrigen EM-Aufeinandertreffen der deutschen und der tschechischen Nationalmannschaft leisteten sich nicht etwa die Herren in schwarz-weiß als sie in der ersten Hälfte elf Minuten ohne Treffer blieben, sondern der Reporter, der die Partie moderierte. Zu Beginn der zweiten Hälfte hörte man ihn nämlich gönnerhaft sagen, die Tschechen spielten ja alle nur in der zweiten Liga. Was ersten nichts daran änderte, dass die Zweitligistentruppe gegen die deutschen Superstars da noch in Führung lag und den Reporter zweitens nicht daran hinderte, den Killing-Joke hinterher zu schieben: Das solle aber keinesfalls die Leistung der Tschehen schmälern. Er sagte allen Ernstes schmälern. Wahrscheinlich ist er nicht mal rot dabei geworden.
Was das Länderspiel mit der Oberligabegegnung zu tun hat? Es beweist einmal mehr, wie sehr sich Überheblichleit und mangelnder Respekt vor dem Gegner rächen können (ja, das Länderspiel haben die deutschen Herren am Ende gewonnen, aber das kollektive Durchatmen Handballdeutschlands war noch Stunden nach dem Abpfiff spürbar).
Ginge es allein nach der Papierform, wäre die Partie VfL Tegel gegen MTV 1860 Altlandsberg bereits entschieden, ehe sie überhaupt angepfiffen wird. Der MTV rangiert auf dem fünften Tabellenplatz, der VfL auf dem dreizehnten und damit auf dem vorletzten. Der MTV besiegte den VfL zum Auftakt der Hinserie mit satten 33:17. Ginge es allein nach der Papierform, bräuchte das Spiel gar nicht erst angepfiffen, könnten die zwei Punkte gleich auf dem Altlandsberger Konto Gut geschrieben werden.
“Genau diese Denke haben wir uns verbeten”, betont hingegen Altlandsbergs Coach Tilo Leibrich. “Wir haben keinerlei Anlass, irgendeinen Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen. Wir ziehen es vor, uns mit unseren eigenen Fehleren zu beschäftigen und diese nach Möglichkeit abzustellen, als auf vermeintliche Fehler unserer Gegner zu hoffen.” Im Kampf um die Spitzenplätze der Tabelle wollen die Altlandsberger die Gefahr erst gar nicht aufkommen lassen, zum Start der Rückrunde unvermutet und aus Leichtsinn irgendwelche Punkte liegen zu lassen. Das ist ihnen in der Hinrunde bereits oft genug passiert.
Wobei beim VfL Tegel noch in besonderer Weise Vorsicht geboten ist. Die Berliner haben nämlich am 13. Januar für das bisher sensationellste Ergebnis der Saison gesorgt. Sie haben den amtierenden Meister der Oberliga Ostsee-Spree, den Lausitzer HC Cottbus, mit sage und schreibe 31:20, nach einer ersten Halbzeit, die mit 15:12 ebenfalls an die Gastgeber gegangen war. Die Tegeler Abwehr, Robert Schweitzer (9 Treffer), Niclas Schauer (8 Treffer) und Markus Klugow (7 Tore) liefen für ihre Farben zu solcher Hochform auf, dass sich alle über die Niederlagenserie zuvor noch mehr als sowieso wunderten.
“Ein solch überragendes Erfolgserlebnis macht narürlich Lust auf mehr”, weiß Tilo Leibrich. “Bei Sponsoren und Offiziellen, bei der Mannschaft und nicht zuletzt bei den Fans in der Halle. Wir sind gewarnt. Und wir werden alles daran setzen, nicht nur nicht ebenfalls als Verlierer aus der Tegeler Halle gehen zu müssen, sondern die zwei Punkte mit nach Hause zu nehmen. Ob das gelingt, hängt davon ab, ob wir punktgenau die Leistung abrufen können, zu der wir fähig sind. Von meiner Mannschaft erwarte ich nichts weniger.”