Claudia Neumann fällt auf. Zum einen aufgrund ihrer lichten Höhe von einem Meter zweiundachtzig. Zum anderen aufgrund der Zielstrebigkeit, mit der sie ihre Ziele neben, aber eben auch auf der Platte verfolgt; sei es der eigene Torerfolg oder das Verhindern desselben durch eine Gegnerin. „Manche sagen auch Verbissenheit dazu“, lacht die 22jährige. Aber damit kann sie leben.

Vermutlich weil ihr auch die Kehrseite der Medaille sehr bewusst ist: „Wenn etwas nicht bald klappt, oder nicht so wie sie es sich vorgestellt hat, verliert Claudia recht schnell die Geduld“, weiß auch ihr Trainer Sebastian Grenz. Nicht überliefert ist, ob sie auch ihr Studium auf diese Weise angeht. Sportlich hat ihr die kurze Lunte jedenfalls nicht geschadet.

Seit 2003 dem Handball Sport treu, ist Claudia Neumann am Kreis (ihr natürlicher Lebensraum auf dem Feld) längst zu einer festen Größe geworden. „Hat sie den Ball an der Sechs-Meter-Linie einmal unter Kontrolle, gibt es nicht viele Kräfte, die Claudia mindestens am Wurf hindern können, meist auch nicht am Torerfolg“, gerät ihr Coach durchaus ins Schwärmen. Aber auch im eher linken Rückraum kann und muss man unbedingt mit ihr rechnen.

Eine Verlässlichkeit, die Claudia im Team eine der vertrauensvollsten Aufgaben eingebracht hat (sie selbst spricht eher von „eingebrockt“), die es im Leben gibt: Sie ist die Kassenwartin der Mannschaft. „Ach was“, winkt der sympathische Blondschopf ab, „ich habe einfach als erste die Nerven verloren und schon hatte ich die Kasse in der Hand. Geld ausgeben wollen alle. Bein Einsammeln sieht es deutlich anders aus“. Weise Worte, bei denen man Teamchef und Finanzwart Wolfram Eschenbach im Hintergrund leise nicken sieht.

Zum Leidwesen aller Beteiligten hat Claudia Neumann zurzeit sehr viel Zeit für Kassenangelegenheiten. Sie zählt nämlich zur illustren Schar der Verletzten im Team. „Ich glaube, viel blöder kann man sich nicht selbst ins Aus schießen“, ärgert sie sich immer noch über ihr Missgeschick. „Magda (Stanulewicz) oder Milena (Gerock) haben sich wenigstens im Spiel verletzt. Ich bin beim Geländelauf in einer Kurve irgendwie weggerutscht und habe jetzt den Salat.“

„Und wir haben ihn mit ihr“, nickt Sebastian Grenz, dem Claudia an allen Ecken und Enden, vor allem aber im Spiel fehlt. Es gibt jedoch Hoffnungsschimmer am Horizont. „Sie wird bald wieder am normalen Training teilnehmen können. Sie muss nur noch ein wenig Geduld haben.“ Da ist es wieder, das Wort mit dem Claudia Neumann so sehr auf Kriegsfuß steht…

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