In einer aus Altlandsberger Sicht schlecht geführten Partie retten die Oberligaherren des MTV 1860 Altlandsberg gegen den SV Fortuna 50 Neubrandenburg buchstäblich in den letzten Sekunden einen Punkt und haben doch eher das Gefühl eigenverschuldet einen Punkt verloren zu haben.

Geht ein Handballspiel unentschieden aus, bekommt jede einzelne vertane Chance ein Gewicht, wie sie es bei einem deutlichen Sieg oder auch bei einer eindeutigen Niederlage niemals zugesprochen bekäme. Die Altlandsberger hatten nach Abpfiff der Partie so viele vertane Chancen zu beklagen, dass ihnen deren kollektives Gewicht bereits im Spiel beinahe das Genick gebrochen hätte. Oder um es mit den Worten des MTV-Coaches Tilo Leibrich zu sagen: „Wir haben gerade zu Hause das Pozenzial für 30 Tore plus x. Dieses Potenzial haben wir heute nicht Realität werden lassen und deshalb hier ganz klar einen Punkt verloren.“

Diametral entgegengesetzt das Fazit des Fortunen-Trainers Marcin Feliks: „Wir haben hier keinen Punkt verloren, sondern als Aufsteiger gegen einen der Meisterschaftsfavoriten ganz klar einen Punkt gewonnen. Wir hatten uns für diese Begegnung nichts ausgerechnet, wollten aber die Chance auf eine Überraschung, die man immer hat, nutzen.“ Und wie sie das getan haben! Auch wenn die Führung hie und da auf Seiten des MTV wechselte, gefühlt lagen irgendwie ständig die Gäste vorn, mitunter mit satten drei Treffern. Zuletzt in der 56. Minute mit 26:23.

Maßgeblicher Grund dafür: Fortuna-Torwart Mateusz Fornal. Mit seiner lichten Höhe von gut zwei Metern und einer Spannweite, die nicht weit dahinter zurück bleibt, schien er alle Bälle der Altlandsberger Angreifer förmlich anzuziehen. Kaum ein MTV-Werfer, der an Fornal nicht zu verzweifeln drohte. Dabei war der Mann, der vor einem Jahr noch beim HSV Insel Usedom unter Vertrag stand, eigentlich als Nummer zwei hinter André Schumacher gedacht. Weil der aber, selbst Vertretung für den verletzten Thilo Prodoehl, gesundheitsbedingt noch auf Monate ausfallen wird, ist Fornal derzeit Neubrandenburgs einziger spielfähiger Torwart. Lakonischer Kommentar Tilo Leibrichs: „Wenn´s der richtige ist, genügt einer.“

Fornal jedenfalls vereitelte midestens zwölf Altlandsberger Großchancen. Auch wenn es ihm die Abteilung Attacke des MTV mitunter unnötig einfach machte, eine beeindruckende Leistung, ohne die es die Debatte um Punktgewinn oder Punktverlust nicht geben würde. Zweiter Gundstein für Neubrandenburgs überzeugenden Auftritt: Lukasz Calujek und Michal Rogalski, die sechs beziehungsweise acht Mal einnetzen konnten und von der Altlandsberger Abwehrreihe einfach nicht in den Griff zu kriegen waren.

„Auch wenn wir hier klar einen Punkt liegen gelassen haben, können wir am Ende froh sein, dass es nur einer geworden ist“, fasst MTV-Coach Tilo Leibrich die Partie zusammen. Denn zehn Sekunden vor Schluss lag die Fortuna noch mit 27:26 vorn. Die drohende Niederlage konnte nur abgewandt werden, weil Altlandsbergs Torsteher Emmanuel Frimpong 64 Sekunden vor Schluss einen Neubrandenburger Sieben-Meter vereiteln und Phillip Gohl acht Sekunden vor Schluss seinen Sieben-Meter verwandeln konnte. Es gab zu diesem Zeitpunkt nicht Viele in der Erlengrundhalle, die auch nur mit einem Punkt für den MTV gerechnet hätten.

„Wir haben einfach ein Problem mit unserer Einstellung“, schimpfte der Altlandsberger Übungsleiter noch lange nach Ende der Begegnung. „Da fehlt es an Konsequenz, an Engagement und Willen. Man kann auch sagen, an Professionalität. Halbe Kraft reicht in dieser Liga aber für keine andere Mannschaft, schon gar nicht für einen so starken Aufsteiger wie die Fortunen. Das ist etwas, woran wir in den nächsten Tagen und Wochen verstärkt werden arbeiten müssen. Es kann nicht sein, dass wir uns regelmäßig selbst und unnötig in Not bringen.“ Und dem ist nichts hinzuzufügen.

MTV:

Emmanuel Frimpong (Tor), Meik Rockel (Tor), Phillip Gohl 6/3, Dominique Henschel 1, Lukas Hopp 1, Marco Leupert 4/1, Josip Perkovic 2, Fabian Plaul 1, Florian Riegler 6, Arian Thümmler 1, Ridha Trabelsi 5, Christian Untermann, Dominic Witkowski.

Foto: Edgar Nemschok

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