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High-Noon in zwei Teilen

Die Drittliga-Saison 2017/18 geht für die Damen des MTV Altlandsberg in die Verlängerung. Über Klassenerhalt oder Abstieg müssen nun zwei Relegationsspiele gegen den SFN Vechta, der in der West-Staffel auf Platz 10 zu stehen kam, entscheiden. Das erste findet am Samstag zu Hause in der Erlengrundhalle statt (Anwurf: 16:00 Uhr).

Irgendwie beruhigend, dass diese Saison nicht nur in der Nord-Staffel der 3. Liga für erstaunliche Ergebnisse gut war (z.B. das 23:22 des späteren Absteigers TSV Travemünde gegen den späteren Meister TSV Nord Harrislee). Über Wochen sah alles danach aus, als käme es zum Relegationsduell zwischen dem MTV und dem PSV Recklinghausen. Dann besiegte der SFN (Sport-Club Sportfreunde Niedersachsen) Vechta erst vollkommen überraschend den drittplatzierten HSV Solingen-Gräfrath ´76 (der Verein zu dem unsere Torhüterin Manon Vernay wechseln wird) in Solingen mit 28:25, gleich darauf den direkten Konkurrenten Recklinghausen mit satten 33:17 und schließlich die Bundesligareserve der HSG Blomberg-Lippe in Blomberg mit nicht minder beeindruckenden 34:24.

Eine Erfolgssträhne, die letztlich dazu führte, dass Vechta sich vor Recklinghausen schob und nun gegen die Altlandsbergerinnen das Duell um den einen von zwei über die Relegation zu vergebenden Drittligaplätzen ausfechten wird. “Wir sind gewarnt”, gibt daher MTV-Coach Sebastian Grenz ohne Umschweife zu. “Ein solches Kräftemessen um Alles oder Nichts ist immer eine Sache für sich. Diese drei so ungemein wichtigen und mehrheitlich sehr deutlichen Siege Vechtas auf der Zielgeraden der Spielzeit werden unsere Gäste zusätzlich mit einer Extraportion Selbstbewusstsein bei uns auftreten lassen.”

Was aber nicht heißt, dass die MTV-Mädels ihr Licht unter den Scheffel stellen müssten. Zwar haben sie die letzte reguläre Ligabegegnung gegen die HSG Jörl Doppeleiche Viöl mit 25:31 verloren. Aber erstens handelt es sich dabei um niemand geringeren als die neuen Vizemeisterinnen der Nord-Staffel und zweitens spiegelt das Ergebnis den zeitweise sehr knappen Spielverlauf nur unzureichend wider. Abgesehen haben auch die Grün-Weißen beide Partien zuvor siegreich beenden können, zuletzt gegen die Meisterinnen der Vorsaison aus Oyten.

“Einen Favoriten sehe ich nicht”, urteilt deshalb der MTV-Vorsitzende André Witkowski, der auf und neben der Platte bereits so ziemlich alles erlebt haben dürfte, was ein Handballerleben so in petto halten mag. “Beide Teams müssen sich in eine aussichtsreiche Position für das Rückspiel am 1. Mai bringen. Das geht natürlich am besten mit einem Sieg, noch besser mit einem hohen. Wer den schließlich davon tragen wird, wird maßgeblich von der Tagesform, der Nervenstärke und dem größeren Willen zum Sieg abhängen. Es wird hoffentlich niemanden überraschen, dass ich davon ausgehe, dass wir das sein werden.”

Damit es auch so kommt, hat insbesondere Trainer Sebastian Grenz zuletzt mächtig Überstunden geschrubbt und sich Videos über Videos der Vechtaer Spiele angesehen. Angriffssystem, Abwehrformation, Torgefährlichkeit, alles muss in kürzester Zeit analysiert werden, um wirksame Gegenmaßnahmen einstudieren zu können. “Das alles erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber die Kurzfristigkeit, in der jetzt alles abläuft, setzt ganz eigene Energier frei. Das gilt auch für meine Spielerinnen. Was immer man von dieser Relegation auch halten mag, eine Erfahrung ist es ganz bestimmt.”

Davon kann auch Annika Fleck ein Liedchen singen. Sie war, ebenso wie Manja Berger, bereits bei der legendären ersten Relegation dabei, die die MTV-Damen am Ende der Saison 2014/15 überstehen mussten. Auch damals hatten es die Grün-Weißen auf das wirklich allerletzte Spiel, auf die allerletzte Minute ankommen lassen. Der Gefühlsausbruch, als der Klassenerhalt gesichert war, ist in Jürgen Sellerts genialem Foto für die Ewigkeit festgehalten. “Man kann förmlich sehen, wie da Geröllhalden von unseren Herzen fallen”, lacht die junge Mutter, die den MTV im Herzen trägt. Die Vollblutsportlerin, die gerade den Berliner Halbmarathon erfolgreich absolviert hat, wird auch bei der neuerlichen Relegation ihrer Mannschaft auf der Platte stehen. Wenn das kein gutes Omen ist…

Foto: Jürgen Sellert

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