Die Drittligadamen des MTV 1860 Altlandsberg unterliegen in Buxtehude dem Juniorteam des BSV unverdient hoch mit 23:30 (15:14), weil die Grün-Weißen über weite Strecken deutlich besser gespielt haben, als es das bloße Endergebnis widerspiegeln könnte.
Soweit man überhaupt mit einer Niederlage zufrieden sein kann, könnte wohl kaum ein Trainer nach der Niederlage seiner Mannschaft zufriedener sein als MTV-Coach Sebastian Grenz nach der 23:30 Schlappe seiner Schützlinge gegen das Juniorteam des Buxtehuder SV. „Wir wussten von Anfang an, dass die Nummer ein Rennen gegen die Zeit werden würde“, erläutert der Altlandsberger Übungsleiter unmittelbar nach Abschluss der Partie. „Die Buxtehudener Mädels sind jung, athletisch topp, technisch ungemein talentiert, was angesichts von bis zu sechs Trainingseinheiten in der Woche niemanden überraschen sollte. Dass sie länger rennen können würden als unser an entscheidenden Stellen verletzungsbedingt zusätzlich geschwächtes Team war klar. Dumm nur, dass dieser Wendepunkt so vergleichsweise früh in der zweiten Halbzeit erreicht war.“
Was Sebastian Grenz meint, offenbart sich bereits beim oberflächlichen Blick auf den Spielverlauf. Die MTV-Mädels markierten eine erste frühe Führung (4:2 in der 7. Minute) und gerieten dann aufgrund übermäßiger Beschäftigung mit dem Agieren der Unparteiischen erst außer Tritt und gleich darauf auch ergebnistechnisch ins Hintertreffen (5:9 in der 16. Minute). Den Schneid abkaufen ließen sie sich dadurch aber nicht. In der 23. Minute markierte Anne Weier den Anschlusstreffer (10:11), Annika Fleck in der 24. den Ausgleich und wieder eine Minute später Ann-Catrin Höbbel die erneute Altlandsberger Führung. Der Ein-Tor-Vorsprung des MTV sollte bis zur Halbzeit halten (15:14).
Die zweite Hälfte begann sogar noch besser – und endete doch ernüchternd. Zur 37. Minute führten die Gäste aus Brandenburg gegen die Bundesligareserve des Buxtehuder SV mit 19:16. Es sollte die hächste Altlandsberger Führung an diesem Samstagnachmittag sein. Hoch genug, dass die Mädels in den grün-weißen Jerseys eine Ahnung beschlich, diese Partie gewinnen und die Mädels in den blauen Trikots, dass sie sie verlieren könnten. Ausgerechnet dieser Moment geriet leider zum anfangs erwähnten Wendepunkt, wozu auch eine mindestens umstrittene Zwei-Minuten-Strafe gegen Altlandsbergs Josephin Keßler beitrug. Buxtehude kam jedenfalls wieder heran, übernahm erneut selbst die Führung und sollte diese bis zum Schlusspfiff nicht wieder abgeben.
In der 43. Minute erzielte Christine Miniers zwar noch den abermaligen Anschlusstreffer, in den folgenden 13 Minuten konnten die Altlandsbergerinnen aber keinen einzigen Erfolg mehr bejubeln. Man konnte ihnen förmlich dabei zusehen, wie die Kräfte sie in zunehmender Geschwindigkeit verließen. Würfe aufs gegnerische Tor erfolgten nun seltener, weniger zwingend und waren leichte Beute für die Buxtehuder Torsteherinnen. Zugleich häuften sich technische Fehler ebenso wie eigentlich unerklärliche Ungeschicklichkeiten bei der Weitergabe oder beim Fangen des Spielgeräts. Deutlichste Zeichen, dass Kondition und Konzentration auf dem Weg zum Nullpunkt waren.
Retrospektiv betrachtet muss die Frage erlaubt sein, ob der Versuch, das Tempo Buxtehudes mitzugehen, zu versuchen, diesem mit eigenem Druck und Tempo Paroli zu bieten, auch angesichts des gut besetzten Altlandsberger Krankenlagers (Milena Gerock, Claudia Neumann, Lavinia Poterasi, Magdalena Stanulewicz, Freya Wagner), überambitioniert gewesen ist, Zumal die Gastgeberinnen so gar nicht müde werden zu wollen schienen. Jeden Fehler auf Altlandberger Seite bestraften sie unbarmherzig, sei es im Tempogegenstoß oder mit zugegebener Weise stellenweise eben deshalb so schön anzusehenden Kombinationsangriffen, weil der Altlandsberger Defence nicht nur der zweite Atem fehlte, um sich dem allen noch effektiv entgegenstellen zu können.
„Vielleicht wäre es besser gewesen, spätestens ab der 40. Minute das Tempo deutlich heraus zu nehmen, zu versuchen das Spiel zu verlangsamen, um die vom druckvollen Tempohandball geprägte Spielanlage Buxtehudes zu konterkarieren“, räumt Sebastian Grenz auch Stunden nach Abpfiff der Begegnung noch sichtlich zerknirscht ein. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht hätten die flinken Mädels aus dem Norden gerade das als zusätzliche Einladung empfunden, die Altlandberger Abwehr noch mehr durcheinander zu wirbeln. Und schließlich darf nicht vergessen werden, dass sich die Mädels in grün-weiß trotz aller Erschöpfung zu keinem Zeitpunkt selbst aufgaben. In den letzten fünf Minuten konnten sie sich deshalb verdienter Maßen über drei weitere eigene Tore freuen, auch wenn der Buxtehuder Sieg zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gefährdet werden konnte.
„Natürlich geht der Sieg der BSV Juniors vollkommen in Ordnung“, gratulierte Sebastian Grenz den jugen Talenten fair. „Aber er ist am Gesamtspielverlauf gemessen, bestimmt zu hoch ausgefallen und deshalb als Ausweis unserer Leistung wie Fähigkeiten mindestens irreführend. Mit den ersten 40 Minuten der Partie sind wir natürlich sehr glücklich. Unsere komplett neu formierte Mannschaft hat gezeigt, dass sie auch ein ehrgeiziges Team wie die BSV-Bundesligareserve in Schach halten kann. Kampfgeist und Motivation waren topp und am Ende haben meine Mädels auch Charakter gezeigt. Ann-Catrin Höbbel ist mit elf Treffern, davon alle fünf Sieben-Meter, beste Torschützin der gesamten Partie und nicht nur unseres Teams geworden. Die Mädels sind jetzt unglaublich enttäuscht, aber auf dieser Niederlage lässt sich aufbauen, die Fehler auf allen Seiten lassen sich ausmerzen und das Gute intensivieren. Ich denke, unsere Fans können sich mindestens so sehr wie wir auf unser erstes Heimspiel in der neuen Saison am nächsten Samstag gegen Schwerin freuen.“
MTV:
Jennifer Höft (Tor), Manja Berger 2, Josephine Dähne 2, Annika Fleck 2, Ann-Catrin Höbbel 11/5, Josephin Kessler 3, Sophia Mattisseck, Christine Miniers 2, Marlene Steffen, Anne Weier 1.