Favorit am Rand einer Niederlage

MTV Oberliga-Handballer geben das Spiel erst in der Schlussphase aus der Hand 

Am Ende der Partie trennten den MTV Altlandsberg und den HSV Insel Usedom vier Tore. Das Oberliga-Spiel endete mit 34:30 für den Favoriten. Doch die Entscheidung fiel spät und nach der ersten Halbzeit lag der MTV sogar mit 18:17 in Führung. 

MTV Altlandsberg

Starke erste MTV-Halbzeit mit irrem Tempo 

Das Spiel begann mit einer schnellen 2:0-Führung für die Männer aus dem Norden der Republik – also so, wie erwartet. Doch der MTV zeigte sich zunächst unbeeindruckt und spielte mit hohem Tempo. Der Gastgeber drückte mächtig auf die Usedomer Abwehr. Das merkte auch HSV-Trainer Uwe Kalski, der ständig an der Seitenlinie aufgeregt hin- und herlief und seiner Männer dirigierte. Die Nerven lagen auch beim Favoriten blank, wie in der vierten Minute deutlich zu sehen war. Es gab einen Sieben-Meter-Strafwurf für den MTV, und Kalski hatte sofort den Schuldigen in seiner Mannschaft ausgenacht. Marius Michelson auf der linken Abwehrposition hatte Altlandsbergs Ridha Trabelsi unsanft gestoppt und musste sich deutliche Worte seines Trainers anhören. Der Spielverlauf blieb knapp und beim 8:7 von Trabelsi ging der MTV erstmals in der Partie in Führung. Nach dem 10:9 für den MTV, Maximilian Sehl hämmerte gleich zweimal in Folge den Ball aus dem Rückraum ins Usedomer Tor, lief der MTV-Motor auf Hochtouren. Mit einem irren Tempo konnte das Team von Trainer Oliver Ostwald bis auf 14:10 erhöhen. Und klar, wer ein so hohes Tempo spielt, dem unterlaufen auch Fehler. Das heißt, der MTV ließ sogar noch sehr gute Chancen aus. 

Ridha Trabelsi

Lob für den MTV und Florian Riegler 

In der Halbzeitpause gab es dann auch Zeit für kleinere Analysen. Thomas Herold, der selbst einmal an der Seitenlinie als Trainer beim MTV fungierte, war voll des Lobes, vor allem für MTV-Kapitän Florian Riegler. „Er macht ein tolles Spiel und ich als Trainer von Usedom hätte ihn längst in Manndeckung genommen. Als Trainer des MTV würde ich allerdings der Mannschaft raten, noch mehr zu spielen und sich nicht ausschließlich auf den heute eigenen starken Rückraum zu verlassen.“ Auch Conny Zielke war begeistert. „In der vergangenen Woche in Cottbus spielten die Männer schon stark – allerdings nur die erste Halbzeit. Hoffentlich bricht die Mannschaft nicht wieder ein.“

Hannes Habicht

Zwei Strafwürfe vergeben 

Es ging in der Erlengrund-Halle weiter turbulent zu. Das 20:18 besorgte MTV-Torhüter Kevin Deisting. Usedom hatte bei Strafzeit seinen Torhüter durch einen Feldspieler ersetzt. Deisting traf aus dem eigenen Kreis das leere Usedomer Tor. Den ersten Knick im MTV-Spiel gab es, als gleich zwei Strafwürfe in Folge vergeben wurden. Zunächst scheiterte Ridha Trabelsi und im Anschluss Florian Riegler am starken Usedomer Torhüter Lech Krynski.

Flori Riegler

Plötzlich waren die Handballer des HSV Insel Usedom hellwach und zeigten, dass sie clever und eiskalt ein Spiel drehen können. Vor allem Karol Moscinski, der insgesamt zehn Tore warf, und Spielgestalter Patrick Glende demonstrierten, warum diese Mannschaft wohl derzeit auch zu Recht Tabellenführer der Oberliga Ostsee-Spree ist. Aber toll die immer wieder aufflackernde Moral der Altlandsberger. Toni Schäl, auf der rechten MTV-Angriffsseite ein ständiger Unruheherd, brachte seine Männer mit dem 24:23 noch einmal heran – und das mit dem schönsten Tor des Abends. Er sprang von der Kreislinie ab und hob den Ball hoch über den herausstürzenden Usedomer Torhüter ins Tor. Und weil das so gut geklappt hatte, war er mit dem 24. Treffer für den MTV auf die gleiche Art erfolgreich. 

Im Tor des MTV Kevin Deisting

Schlussphase geht an clevere und eiskalte Usedomer 

Moscinski und Glende warfen dann aber binnen drei Minuten ihre Mannschaft auf 29:25 in Front und sorgten knapp zehn Minuten vor Schluss praktisch für eine Vorentscheidung. „Das sind im Endeffekt zu viele einfache Gegentore, die uns wieder einmal das Genick gebrochen haben“, erklärte Trainer Oliver Ostwald nach der Schluss-Sirene. 

Der Kapitän in Aktion

Und auch MTV-Kapitän Florian Riegler war am Ende enttäuscht. „Wir hatten sie eigentlich. Dann aber meinen wir es zu gut, überpacen das Spiel und jeder versucht, der Held des Abends zu werden. Wir hätten in der Schlussphase einfach kontrollierter spielen müssen.“

Toni Schäl

64 Tore in 60 Spielminuten

Unter dem Strich war es jedoch ein ausgesprochen gutes Oberliga-Handballspiel. Ein Spiel für die Zuschauer, die in puncto Dynamik, Dramatik und Unterhaltung voll auf ihre Kosten gekommen sind. Schließlich sahen sie in sechzig Spielminuten 64 Tore! 

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