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Schlimmer geht’s nimmer 

Mit der Schluss-Sirene verlieren die MTV-Männer das Spiel gegen die SG Uni Greifswald/Loitz 

Man kann lange darüber diskutieren, ob es Gerechtigkeit im Sport gibt. Nach dem Spiel des MTV Altlandsberg gegen die SG Uni Greifswald/Loitz wäre ein solche Rederunde sicherlich sehr interessant. Die Oberliga-Männer haben ihr Punktspiel tatsächlich mit der Schluss-Sirene in der Erlengrund-Halle verloren und standen am Ende fassungslos vor ihrem Publikum.

Arian Tümmler

Aber was war passiert? Es stand 24:24 und der MTV war im Ballbesitz, um eventuell den letzen Angriff im Spiel noch zu gestalten und vielleicht diesmal sogar mit einem Tor Vorsprung zu gewinnen. Kurz hinter der Mittellinie in der Vorwärtsbewegung wird Ridha Trabelsi vom Gegner gestört, kann den Ball nicht festhalten und bekommt ihn an den Fuß. Das heißt Ballbesitz für den Gegner. Es gab ein kurzes Gerangel – klar Sekunden vor dem Schlusspfiff und bei diesem Spielstand will keiner mehr etwas riskieren. Doch die Schiedsrichter waren sich einig, dass Trabelsi den Ball mit dem Fuß sogar weggeschlagen, oder zumindest den Freiwurf für den Gegner behindert hätte. 

Felix Teller

Zur Erklärung: Im erneuerten Regelwerk wurde 2016 der Wortlaut „letzte Spielminute“ durch die „letzten 30 Sekunden des Spiels“ ersetzt. Wenn ein Abwehrspieler in den letzten 30 Sekunden ein Vergehen gemäß der Regeln 8:5, 8:6, 8:10a oder 8:10b begeht, bzw. die Ausführung eines formellen Wurfs (Anwurf, Abwurf, Freiwurf, Einwurf) verhindert oder absichtlich verzögert, wird er disqualifiziert und die gegnerische Mannschaft erhält einen Strafwurf. 

Ridha Trabelsi

Und genau so entschieden die Unparteiischen. Totenstille beim Altlandsberger Anhang, denn keiner wusste so richtig, was los war. Dem Loitzer Michal Czerwinski war es egal, er hämmerte den Ball vorbei an MTV-Torhüter Emmanuel Frimpong ins Tor und zum Sieg. 

Der Nachmittag hatte so schön angefangen. Am Eingang der Erlengrund-Halle empfing der Trainer der zweiten Männermannschaft Tilo Leibrich die Gäste. Er stellte mit seinen Männer als sogenannte „Mannschaft vom Dienst“ die Helfer für diese Partie. Die Oberliga-Männer waren schon früh da und sahen noch die Schlussphase des Frauenspiels und den Sieg des MTV. 

Bevor die Partie gegen SG Uni Greifswald/Loitz und die eigentliche Aufwärmphase begann, hatte so jeder etwas zu tun. Hannes Habicht säuberte einen Ball vom Kleber, Ridha Trabelsi beschäftigte sich mit Gymnastikbändern und zeigte seiner kleinen Familie die Halle. Felix Teller bewies, dass auch Handballer sehr gut mit dem Fuß jonglieren können – so versuchte sich jeder auf seine Weise auf die Partie einzustellen. Trainer Oliver Ostwald grübelte indes noch über endgültige Feinheiten seines Matchplans. „Wichtig ist, dass wir gut in die Partie kommen“, sagte er. 

Felix Teller

Dann ging es endlich los und vor allem der Gastgeber legte ein Höllen-Tempo vor. In Führung ging jedoch der Favorit und das blieb auch bis zum 7:7 so. Das 8:7 für den MTV war ein echter spielerischer Leckerbissen. Der sehr gut aufgelegte Felix Teller kam diesmal nicht aus dem Rückraum, sondern über links und überwand den herausstürzenden Torhüter Paul Weier mit einem wahren Kunstwurf. Ebenso spektakulär war das 10:9 durch Phillipp Hudewenz. Ridha Trabelsi spielte den Ball von seiner Rechtsaußenposition quer durch den Kreis. Linksaußen Phillipp Hudewenz umkurvte noch geschickt zwei Abwehrspieler und traf dann. Der MTV führte nach einer ansprechenden ersten Halbzeit mit 14:13. 

Einer des Besten in der Halle war Gästetorwart Paul Weier, der einige sehr gute Paraden zeigte und wahrscheinlich einen höheren Rückstand seiner Mannschaft verhinderte. Gästetrainer Raki Marangko, der nahezu 60 Minuten lang sehr temperamentvoll an der Seitenlinie agierte, von den Schiedsrichtern allerdings dafür nie ermahnt wurde, brachte zur zweiten Halbzeit Torhüter Jan Kominek in die Partie. Und als würde allein schon der Name Angst einflößen, trafen die MTV-Spieler nicht mehr. Kominek aus Tschechien hat eine Menge internationale Erfahrung und wurde u. a. in Griechenland dreimal Meister und kam in der Champions-League sowie im Europacup der Pokalsieger zum Einsatz. Kominek hielt alles, selbst Siebenmeter zunächst von Ridha Trabelsi, dann Florian Riegler und schließlich Felix Teller. Man musste sich ein wenig Sorgen um den MTV machen, denn plötzlich hieß der Spielstand 20:16 für den Gast aus dem Norden der Republik. 

Fabian Plaul

Der MTV kam aber zurück in die Partie und schaffte noch einmal den Ausgleich (20:20/50.) und zwei Minuten vor Schluss sogar die Führung (23:21). Spätestens jetzt wurde es richtig dramatisch. Trainer Oliver Ostwald riskierte es, bei eigener Strafzeit den Torwart für einen Feldspieler herauszunehmen. Torhüter Kominek traf zum 23:23. Danach gab es jeweils auf einer Seite einen Strafwurf – na klar, es wurde hektischer und der Körpereinsatz auch deutlich härter. Dann kam die Szene, die vor allem die MTV-Fans noch lange beschäftigen wird. 

Oliver Ostwald sagt enttäuscht und mit einem Schuss Sarkasmus: „Wir haben jetzt alle möglichen Konstellationen durch, wie man mit einem Tor Spiele verlieren kann. Wir sind quasi die Experten.“

Dann folgt aber seine realistische Einschätzung: „Wir sind zu Beginn der zweiten Halbzeit wieder an Jan Kominek verzweifelt, der uns im Hinspiel mit 25 Paraden schon das Leben schwer machte. In den letzten zwei Minuten bekommen wir vier Gegentore. Letztlich fühlen wir uns jedoch bei mindestens zwei Gegentoren von den Schiris ungerecht behandelt, da sie Regelwidrigkeiten übersehen hatten. Für uns kann das noch gravierende Folgen haben. Am Ende muss ich sagen, dass Spiele auf diesem Niveau immer durch Kleinigkeiten entschieden werden.“ 

Oliver Ostwald

Für Oliver Ostwald und alle im MTV-Team ist klar: „Die beiden letzten Saisonspiele müssen wir gewinnen und hoffen …“

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